Die deutsche Wirtschaft erholt sich in den kommenden Jahren. Das geht aus der aktuellen Deutschland-Prognose der Deutschen Bundesbank hervor. Allerdings verzögert sich die Wirtschaftserholung etwas. Gegenwärtig bremst vor allem noch die schwache Auslandsnachfrage die Industrie, zudem zeigt sich der private Konsum zögerlich und die höheren Finanzierungskosten dämpfen die Investitionen. Doch das Bild hellt sich bald auf. Ab Beginn des Jahres 2024 dürfte die deutsche Wirtschaft wieder auf einen Expansionspfad einschwenken und nach und nach Fahrt aufnehmen
, sagte Bundesbankpräsident Joachim Nagel. Auch bei der Inflation zeigt die Deutschland-Prognose eine Verbesserung: Die Teuerungsrate wird sich demnach 2024 im Vergleich zu diesem Jahr mehr als halbieren. Die Inflation in Deutschland ist auf dem Rückzug, aber für eine Entwarnung ist es noch zu früh
, schränkte Nagel zugleich ein.
Der Deutschland-Prognose der Bundesbank zufolge legt das kalenderbereinigte reale Bruttoinlandsprodukt (BIP) im kommenden Jahr um 0,4 Prozent zu, nach einem leichten Rückgang um 0,1 Prozent in diesem Jahr. In den Jahren 2025 und 2026 wächst die Wirtschaft um 1,2 Prozent beziehungsweise 1,3 Prozent. Sie profitiert vor allem von zwei Faktoren: Infolge wieder expandierender ausländischer Absatzmärkte steigen die Exporte. Und aufgrund des stabilen Arbeitsmarktes, kräftig steigender Löhne und rückläufiger Inflation geben die privaten Haushalte wieder mehr Geld für den Konsum aus. Die realen Einkommen der privaten Haushalte erhöhen sich deutlich
, betonte Bundesbankpräsident Nagel. Die privaten Investitionen sinken hingegen zunächst noch und liefern erst 2026 wieder moderate Impulse.
Die Teuerungsrate dürfte 2023 auf jahresdurchschnittlich 6,1 Prozent zurückgehen und kommendes Jahr weiter auf 2,7 Prozent fallen, schätzen die Fachleute der Bundesbank auf Grundlage des Harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI). Die Teuerung von Energie lässt stark nach und ist auch bei Nahrungsmitteln deutlich rückläufig. Die Kernrate der Inflation (ohne Energie und Nahrungsmittel) erreicht erst in diesem Jahr mit 5,1 Prozent ihren Höhepunkt. Im kommenden Jahr geht sie deutlich auf 3 Prozent zurück. Dann stellen Lieferengpässe kein so großes Problem mehr dar, und die Gewinnmargen normalisieren sich. Die geldpolitische Straffung entfaltet zunehmend ihre Wirkung
, erklärte Bundesbankpräsident Nagel. Am Ende des Projektionszeitraums – im Jahr 2026 – geht die Gesamtinflationsrate auf 2,2 Prozent zurück. Sie bleibt damit im längerfristigen Vergleich überdurchschnittlich hoch.
Die Staatsfinanzen profitieren den Bundesbank-Fachleuten zufolge davon, dass temporäre Stützungsmaßnahmen allmählich enden. Dies ist in diesem und dem kommenden Jahr gewichtiger als steigende Aufwendungen etwa für Verteidigung und Renten. Daher sinkt die Defizitquote im Jahr 2023 auf 2 Prozent und im Jahr 2024 weiter auf 1,3 Prozent. In den Folgejahren bleibt sie unverändert. Die Schuldenquote sinkt bis Ende 2026 auf etwas über 60 Prozent.
Die Prognose beruht auf vereinfachten Annahmen zur fiskalischen Reaktion auf das Urteil des Bundesverfassungsgerichts. Die jüngsten Vereinbarungen in der Bundesregierung zu den Bundesfinanzen 2024 wurden erst nach Abschluss der Projektion getroffen. Nach einer ersten Einschätzung ändern sie den fiskalischen und gesamtwirtschaftlichen Ausblick allerdings nicht entscheidend. Unsicherheiten für die Projektion bestehen gleichwohl hinsichtlich weiterer finanzpolitischer Beschlüsse, insbesondere für die Jahre ab 2025 und die konkrete Umsetzung der Energiewende. Auch darüber hinaus bestehen Risiken für die Prognose, insbesondere aufgrund geopolitischer Konflikte.
Im Vergleich zur Deutschland-Prognose vom Juni setzten die Bundesbank-Fachleute die Rate für das BIP-Wachstum für 2024 deutlich und für 2025 leicht herab. Die Inflationsrate wurde für 2024 spürbar und für 2025 leicht nach unten korrigiert.
Veränderung ggü. Vorjahr in % | 2022 | 2023 | 2024 | 2025 | 2026 |
Reales BIP, kalenderbereinigt | 1,9 | -0,1 | 0,4 | 1,2 | 1,3 |
Reales BIP, unbereinigt | 1,8 | -0,3 | 0,3 | 1,1 | 1,6 |
Harmonisierter Verbraucherpreisindex | 8,7 | 6,1 | 2,7 | 2,5 | 2,2 |
Harmonisierter Verbraucherpreisindex ohne Energie und Nahrungsmittel |
3,9 | 5,1 | 3,0 | 2,6 | 2,3 |
Quelle: Statistisches Bundesamt (bis 3. Vj. 2023). 2023 bis 2026 eigene Projektionen. |
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